Mürbteig blind backen

Autor:
Chefkoch Thomas Sixt ist Food Fotograf, Kochbuchautor und Blogger.
Hier teilt er Rezepte, beantwortet Kochfragen und hilft beim Kochen.
In dieser Anleitung zeige ich dir Schritt für Schritt, wie Mürbteig blind backen funktioniert – mit Bildern und Profi-Tipps.
Blindbacken ist eine grundlegende Technik der Pâtisserie – sie sorgt dafür, dass Mürbeteigböden stabil und gleichmäßig gebacken sind, bevor sie mit Füllung weiterverarbeitet werden.
Als Koch empfehle ich dir: Wenn du Tartes, Quiches oder Obstkuchen mit saftiger Füllung zubereitest, solltest du den Boden unbedingt blind backen – damit bleibt er fest und weicht nicht durch.
Was bedeutet Blindbacken überhaupt?
Beim Blindbacken wird ein roher Teigboden ohne Füllung vorgebacken und dabei mit Backpapier und Hülsenfrüchten beschwert.
Diese Beschwerung verhindert, dass der Teig beim Backen Blasen wirft oder sich verzieht.
Das Ziel ist eine gleichmäßige Form und die richtige Teigkonsistenz – fest, trocken und stabil.
Nur so lässt sich der Boden im Anschluss problemlos weiterverwenden, etwa für cremige oder saftige Füllungen, die sonst einen nicht vorgebackenen Boden durchweichen würden.
Du kannst einen Mürbeteig selbst zubereiten und du findest bei mir ein gelingsicheres Rezept.
Mürbteig blind backen – Schritt für Schritt Anleitung
Schritt 1:
Mürbeteig nach Rezept zubereiten und die Ruhezeit beachten.


Schritt 2:
Eine Tarteform vorbereiten und innen gut buttern.
Ich empfehle Dir eine Hebeform, weil du den Tarte- oder Kuchenboden nach dem Backen leichter aus der Form bekommst.


Schritt 3:
Den Teig mit Backpapier, Mehl und Teigholz flink ausrollen.

Schritt 4:
Teig in die vorbereitete Hebeform einlegen

Schritt 5:
Teig in der Form bearbeiten
Schneide überschüssigen Teig an den Rändern sauber ab und forme den Teig am Rand.
Steche den Boden danach mit einer Gabel mehrfach ein, so kann der Teig optimal backen.


Schritt 6:
Backpapier auflegen
Schneide für die Mitte der Kuchenform ein rundliches Backpapier aus und lege dieses mittig auf den Teig.

Schritt 7:
Erbsen auflegen, Backpapier und Teig mit den trockenen Hülsenfrüchten beschweren.
Streu getrocknete Erbsen, Bohnen oder spezielle Keramikbackkugeln auf das Backpapier. Die Hülsenfrüchte kannst du mehrfach wiederverwenden – einfach nach dem Backen auskühlen lassen und trocken lagern.
Das aufgelegte Backpapier verhindert, dass sich die Erbsen beim Backen mit dem Teig verbinden und das Entfernen nach dem Backen Schwierigkeiten macht.
Ofen vorheizen. Der Teig kommt erst in den Ofen, wenn die Backtemperatur (Mürbeteig: Bei 190 °C Umluft oder 200 °C Ober-/Unterhitze) erreicht ist.

Schritt 8:
Als nächstes den Teig im vorgeheizten Ofen blind backen.
Mein Koch- und Backprofi-Tipp:
Je nach Dicke des Teigs kannst du den Mürbeteig nach dem Blindbacken ein zweites Mal ohne Backpapier und Erbsen nachbacken.
Schon wenige Minuten genügen, um Farbe und Konsistenz ganz nach deinem Geschmack anzupassen – von hell und zart bis goldbraun und knusprig.

Schritt 9:
Blind gebackenen Mürbeteig in der Form auf einem Gitter auskühlen lassen.

Typische Fehler beim Blindbacken vermeiden
Warum wölbt sich mein Teig trotzdem?
In den meisten Fällen wurde der Teigboden nicht ausreichend eingestochen oder nicht gleichmäßig genug beschwert.
Achte darauf, dass die Hülsenfrüchte den Teig vollständig bedecken, besonders in der Mitte.


Welche Erbsen sind die richtigen?
Verwende getrocknete Erbsen oder kleine, getrocknete Bohnen.
Keine sogenannten Backerbsen – das sind frittierte Teigeinlagen für Suppen und fürs Blindbacken ungeeignet, da sie zu leicht sind und bei Hitze nicht die nötige Stabilität bringen.


Warum wird mein Teigboden zu weich?
Das liegt meist daran, dass der Boden zu kurz gebacken wurde oder die zweite Backphase ohne Beschwerung fehlt.
Der Boden sollte am Ende sichtbar trocken, goldgelb und leicht gebräunt sein – dann ist er stabil genug für Füllungen.


Kann ich auch Blätterteig blind backen?
Ja, das funktioniert ebenfalls – allerdings bläht Blätterteig stark auf.
Daher: Den Teig gründlich mit einer Gabel einstechen, mit Hülsenfrüchten beschweren und bei Bedarf ein zweites Blatt Backpapier darüberlegen, damit die Ränder nicht zu dunkel werden.
Backofen immer vorheizen – warum das wichtig ist
Für ein optimales Ergebnis solltest du den Mürbeteig immer im vollständig vorgeheizten Backofen blind backen.
Wenn du den Teig in den kalten Ofen schiebst, schmilzt die Butter zu früh – der Boden wird weich und bäckt falsch. Nur bei gleichmäßiger Hitze von Anfang an bleibt der Teig in Form und bäckt richtig.
Hier ein Beispielbild für einen misslungenen Backversuch:

Ein guter Moment um das Thema Backzeiten beim Teig Blind backen genauer anzusehen, das machen wir im nächsten Absatz:
Blindbacken – Backzeit und Teige im Überblick
Beim Blindbacken handelt es sich um eine Technik mit vielen Varianten – je nach Teigart und Ofentyp.
Die folgenden Angaben sind Richtwerte, denn jeder Backofen heizt unterschiedlich stark und entwickelt Hitze individuell.
Am besten arbeitest du mit Sichtkontrolle:
Wenn sich der Rand leicht goldgelb färbt und der Boden fest wirkt, ist dein Teig perfekt gebacken.
Backzeit Blätterteig blind backen
Blätterteig braucht zu Beginn eine hohe Backraumtemperatur, idealerweise 220 °C Heißluft oder Unter- Oberhitze, damit sich Butter und Mehl nicht trennen, sondern der Teig trotz Beschwerungleicht aufgeht und seine blättrige Struktur bildet. Sinkt die Temperatur zu früh ab, bleibt der Teig flach und bäckt fettig fest aus.
– Ofen vorheizen auf 220 °C Heißluft
– Teig vorbereiten: eingelegt, mit Gabel eingestochen
– Beschweren mit Backpapier und Trockenerbsen
– Backzeit: ca. 10–12 Minuten, bis eine erste Bräunung am Rand sichtbar wird
– Dann Papier und Hülsenfrüchte entfernen, weitere 3-5 Minuten ohne Beschwerung backen
Bitte immer mit Sicht arbeiten und den Teig beim Backen beobachten.
Backzeit Mürbeteig blind backen
Mürbeteig enthält viel Butter und braucht eine konstante, mittlere Temperatur. Der Teig soll gleichmäßig durchbacken, ohne zu schnell zu bräunen oder zu reißen.
– Ofen vorheizen auf 190 °C Umluft oder 200 °C Ober-/Unterhitze
– Teig vorbereiten: ausgelegt in der Form, gut angedrückt, mit Gabel eingestochen
– Beschweren mit Backpapier und Hülsenfrüchten
– Backzeit: ca. 10–13 Minuten mit Beschwerung
– Danach optional weitere 4–8 Minuten ohne Beschwerung fertig backen – bis der Boden trocken und goldgelb ist
Auch bei diesem Teig auf Sicht arbeiten, damit ein gelungenes Ergebnis erreicht wird.
Backzeit Pasteten-Teig blind backen
Pastetenteig ist ein französischer Mürbeteig. Er wird traditionell für herzhafte Tartes und Quiches verwendet und blind gebacken, um Standfestigkeit zu erreichen.
– Ofen vorheizen auf 180 °C Heißluft
– Teig vorbereiten: in die Form legen, Ränder gut andrücken, Gabelstiche setzen
– Beschweren mit Papier und Trockenerbsen
– Backzeit: 10–12 Minuten mit Beschwerung
– 5–8 Minuten nachbacken ohne Beschwerung, bis die Oberfläche matt und durchgebacken wirkt
Hier ebenso während dem Backen immer wieder in den verschlossenen Ofen schauen und das Backergebnis beobachten.
Weitere Teige, die du blind backen kannst:
Vollkornmürbeteig
Durch den höheren Ballaststoffanteil braucht er meist 1–2 Minuten länger. Backe ihn wie klassischen Mürbteig – aber achte auf die Konsistenz: er wirkt oft etwas matter, ist aber fest genug, wenn der Boden sich trocken anfühlt.
Süßer Mürbeteig (Pâte sucrée)
Für süße Tartes und Obstkuchen. Etwas empfindlicher – daher bei 160–170 °C Heißluft blind backen, um Bräunung langsam und gleichmäßig zu halten.
Pâte sablée und Pâte brisée
Ein besonders bröseliger, sandiger Teig. Wichtig: gut kühlen vor dem Blindbacken, da er sehr buttrig ist und sonst schnell zerfließt. Backzeiten wie beim süßen Mürbeteig – mit viel Vorsicht und Sichtkontrolle.
Als Koch empfehle ich dir:
Arbeite beim Blindbacken lieber mit mehr Geduld – gerade bei empfindlichen Teigen lohnt es sich, auf den richtigen Moment zu warten.
Blindbacken – So gelingt der nächste Schritt
Nach dem Blindbacken kannst du den Mürbeteigboden auf einem Gitter auskühlen lassen, danach weiterverwenden. Einige passende Rezepte zu dieser Kochschule habe ich dir nachfolgend ergänzt:
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