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Kirschen kaufen wir falsch, jedes Jahr aufs Neue

Zwei Plastiktüten voller frischer Kirschen, von oben fotografiert als Symbol für den typischen Kirschenkauf im Sommer.
So kaufen wir Kirschen heute: glänzend, schön verpackt, aber oft ohne Geschmack. Wer echte Sommerfrüchte will, muss anders denken.

Autor: ist Koch und  Food-Fotograf. Hier teilt er Rezepte und hilft beim Kochen.

Die besten Kirschen? Sind nicht die glänzenden.

Nicht die perfekten. Nicht die makellosen aus dem Supermarkt.

Sondern die, die schon ein bisschen beleidigt schauen.

Dunkelrot, fast überreif, weich an der Haut.

Kirschen, die kurz davor sind, sich selbst aufzugeben und genau dann richtig schmecken.


Der Kirschenkauf ist ein Drama

Jedes Jahr dasselbe Spiel:

Wir rennen los, sobald die ersten Kirschen da sind.

Die kosten ja bei Aldi nur 0,79 € je 100 g.

Wunderschön für Instagram.

Und dann stehen sie da, 8 Euro das Kilo, perfekt ausgeleuchtet.

Wir kaufen sie, essen drei, schieben den Rest in den Kühlschrank.

Und wundern uns, warum die „Kindheitserinnerung Kirsche“ nicht zurückkommt.

Geschmack gibt es nicht in Hochglanz

Kirschen brauchen Zeit.

Zeit am Baum. Zeit in der Sonne. Zeit, um weich zu werden.

Zeit am Fensterbrett, mit Fruchtfliegenschutz.

Nur dann entwickeln sie diese dunkle, warme Süße.

So wie früher, wenn man sie direkt vom Baum stibitzt hat.

Supermarktware ist auf Haltbarkeit gezüchtet. Auf Transport. Auf Optik.

Nicht auf Geschmack.

Wenn du also wirklich gute Kirschen willst, musst du anders kaufen. Und anders denken.


So kaufst du Kirschen richtig

Direkt vom Markt oder Hofladen. Je näher am Baum, desto besser.

Nicht nach Glanz, sondern nach Duft. Gute Kirschen riechen und schmecken.

Farbe beachten: Je dunkler, desto süßer. Hellrote Kirschen sind oft sauer.

Weiche Stellen sind kein Makel, sie sind ein Versprechen.

Der Kirschwurm ist ein echtes Qualitätsmerkmal

Vor einiger Zeit haben meine Frau und ich Kirschen direkt vom Baum gepflückt.
Naturbelassen. Unbehandelt. Ehrlich.

In der Küche dann die Überraschung.
Beim Entsteinen fanden wir sie, die kleinen weißen Würmer.

Wir haben fast alle entfernt.
Aber auf dem Detailfoto blieb einer sichtbar.
Ein einziger. Ganz vorn, ganz echt.

Ich habe das Bild „Kirschwurm“ genannt.
Nicht als Warnung.
Sondern als Hommage an echtes Essen.

Denn diese Kirschen waren nicht gespritzt.
Kein Gift. Keine Industrie.
Nur Natur, mit allem, was dazugehört.

Wenn du also mal wieder einen Wurm in der Kirsche findest:
Freu dich.
Er zeigt dir, dass du richtig eingekauft hast.

Kirschwurm Stillleben
„Kirschwurm“, Stillleben von Thomas Sixt , Erstellungsdatum 2022 , Ort: Hannover

Und dann?

Mach was draus:

Kirschmarmelade.

Kirsch-Clafoutis wie in Südfrankreich.

30 Minuten Kirschtarte mit Blätterteig.

Waffeln mit heißen Kirschen und Vanilleeis.

Oder: Iss sie einfach direkt aus der Schale.
Langsam. Ohne Handy. Wie früher.

Was du mitnehmen kannst

Nicht jede Frucht, die schön aussieht, schmeckt auch gut.
Und nicht jede Erinnerung kommt aus der Tiefkühltruhe oder aus dem Supermarktregal.
Manche hängen noch am Baum.
Man muss sie nur rechtzeitig pflücken.


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